Der Batman- Schurke Harvey Dent sagte einmal: „Entweder stirbst du als Held oder du lebst lange genug, um zu sehen, wie du zum Schurken wirst.“ Dent bezog sich damit auf Julius Caesars lebenslange Anhäufung von Macht und das unweigerlich tragische Ende. Der Satz könnte aber auch Googles zunehmend gespaltene Beziehung zu Website-Besitzern und der breiteren SEO-Community beschreiben.

Die letzten zwei Jahre waren für Google sehr turbulent: von der Kartellrechtsklage des DOJ bis zu 10 bestätigten Algorithmus-System-Updates (darunter vier Kern-Updates mit erheblichen Auswirkungen), dem reaktiven Start der Search Generative Experience (SGE) in Labs, der holprigen Einführung von KI-Übersichten und dem umstrittenen Wachstum von Reddit-Inhalten an der Spitze der SERP. Fast alle diese Updates und Ereignisse haben verständlicherweise negative Presse für Google erzeugt.

Dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, scheinen die diese Woche durchgesickerten API-Dokumente über die Google-Suche einige der am strengsten gehüteten Geheimnisse des Suchmaschinenriesen verraten zu haben. Der Ex-Googler Erfan Azimi behauptet, dass er für das Durchsickern der Google-API-Dokumente aus dem Google Internal Content API Warehouse im März 2024 auf GitHub verantwortlich ist – Dokumente, die er anschließend mit dem angesehenen SEO-Star Rand Fishkin geteilt hat, der ihre Echtheit überprüft und seine Meinung dazu abgegeben hat. Ebenso überprüfte der technische SEO-Experte Mike King Tausende von Seiten der durchgesickerten Dokumente und analysierte die möglichen Auswirkungen auf interne Ranking-Funktionen und -Signale.

Zunächst waren einige skeptisch bezüglich der undichten Stellen, aber sie scheinen legitim zu sein, nachdem sie von vertrauenswürdigen Personen aus der SEO-Branche, einschließlich einer Reihe von Azimis Ex-Googler-Kollegen, geprüft wurden. Am späten Mittwochabend reagierte Google dann mit einer eigenen Erklärung:

„Wir möchten davor warnen, falsche Annahmen über die Suche zu treffen, die auf nicht kontextbezogenen, veralteten oder unvollständigen Informationen beruhen. Wir haben ausführliche Informationen darüber geteilt, wie die Suche funktioniert und welche Faktoren unsere Systeme berücksichtigen, während wir gleichzeitig daran arbeiten, die Integrität unserer Ergebnisse vor Manipulationen zu schützen.“

Was verrät Googles API-Leck tatsächlich?

Mit 2.500 Seiten API-Dokumentation, die Informationen über mehr als 14.000 Attribute enthält, beschreibt das Leck Funktionen, von denen niemand außerhalb von Google wusste, dass sie überhaupt existieren. Besorgniserregend ist, dass dieses Leck viele Daten enthält, die im Widerspruch zu vielen öffentlichen Erklärungen von Google in den letzten 20 Jahren stehen. So hat es den Anschein, dass sich die Klickraten tatsächlich auf das Ranking auswirken, dass Subdomains ihr eigenes Ranking haben und dass das Domainalter ein Rankingfaktor ist – alles Dinge, über die SEOs zuvor nur spekuliert haben und die der Suchmaschinenriese dann dementiert hat.

Dies könnte sich als eine der größten Geschichten in der Geschichte der Suchmaschinenoptimierung herausstellen, und es gibt unzählige unbeantwortete Fragen, die noch geklärt werden müssen. Google selbst mahnt zur Vorsicht bei der Verwendung dieser Informationen, ebenso wie die SEO-Spezialisten von DAC, und zwar aus einer Reihe von Gründen:

1. Das Leck liefert keine Details über den vollständigen Kontext des Google-Algorithmus-Systems.
2. Die in den durchgesickerten Dokumenten erwähnten Merkmale oder Faktoren werden derzeit nicht unbedingt für die Bewertung von Suchergebnissen verwendet.
3. Wir wissen nicht, wie viel Gewicht diese verschiedenen Signale im Vergleich zu anderen Rankingfaktoren haben.

Das ändert alles in der SEO… oder etwa doch nicht?

Kurz gesagt, die Grundlagen bleiben unverändert – vorerst – und die Grundlagen für den Aufbau von Autorität bleiben relevant. Erstellen Sie großartige Inhalte, die Beziehungen aufbauen, qualifizierte Besucher anziehen und Menschen einen Grund geben, sie zu teilen oder zu zitieren. Das Erzeugen von Suchanfragen, um die Online-Sichtbarkeit Ihrer Marke zu erhöhen, ist immer noch das A und O.

Es gibt jedoch einige Hinweise und Tipps, die beachtet werden sollten. Die Enthüllung, dass Google bei seinen Ranking-Signalen Klickdaten verwendet, bedeutet zum Beispiel, dass die Optimierung für das Nutzerengagement mit der Notwendigkeit „hilfreicher“ Inhalte in Einklang gebracht werden sollte, wobei SEO und UX zusammenarbeiten müssen, anstatt miteinander zu konkurrieren.

Das Leck wird nichts an der Tatsache ändern, dass die SEO-Strategien von DAC auf bewährter, grundlegender SEO basieren. Unsere Experten werden weiterhin betonen, wie wichtig es ist, datenbasierte Entscheidungen zu treffen, um relevante, qualitativ hochwertige und „hilfreiche“ Inhalte zu erstellen und zu verbreiten, die den Nutzern auf der Website ein tolles Erlebnis bieten.

Die Zukunft der Suchmaschinen ist noch nicht geschrieben

Die öffentliche Wahrnehmung von Google hat nun schon seit einigen Jahren gelitten. Nach Beschwerden über die Qualität seiner Suchergebnisse hat der Suchmaschinenriese das KI-Wettrüsten scheinbar verloren, nachdem er von ChatGPT auf dem falschen Fuß erwischt wurde (und dann seine eigenen SGE- und Gemini-Einführungen verpatzte). Seit der Ankündigung von KI-Übersichten auf der Google I/O sind mehrere Beispiele für unangemessene KI-Antworten aufgetaucht, darunter Antworten mit Hassreden und offen gesagt gefährliche Ratschläge zu Gesundheit, Medizin und Finanzen. Die Einführung war so schlecht, dass die Nutzer versuchten, herauszufinden, wie sie sich innerhalb von 24 Stunden von den KI-Überblicken abmelden können. Vor diesem Leck war das jüngste Sahnehäubchen auf der Kontroverse, dass Reddit-Inhalte bei potenziell sensiblen YMYL-Anfragen (your money, your life) an prominenter Stelle auftauchten.

Mehr als alles andere ist Googles größtes Problem das Vertrauen. Hat der Suchgigant endlich lange genug gelebt, um zum Bösewicht zu werden? Wird er das gleiche Schicksal erleiden wie Harvey „Two-Face“ Dent in The Dark Knight? Nur die Zeit wird es zeigen.

Bis dahin muss Google weitaus transparenter und kooperativer mit Website-Besitzern und der SEO-Branche sein. Indem es Brücken baut und mit der Zeit Vertrauen zurückgewinnt, kann Google einen Teil des Schadens, den es sich selbst zugefügt hat, wieder gutmachen. Werden Bing, Yahoo und andere Suchmaschinen in der Lage sein, die Vorteile zu nutzen und in der Zwischenzeit Marktanteile zu stehlen? Beobachten Sie dies genau…

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